Dies ist eine Seite die im ersten Teil von der Autorin Renate Kimmel und im zweiten Teil von Karl-Heinz Stabel erstellt wurde.
Mal ganz ehrlich, was erwarten Sie, wenn Sie dieses Entrée sehen? Wuchtige, trutzige Mauern, karge Felsen oder eine romantische verträumte Abtei mit zauberhaften Terrassengärten und einem weiten Blick über die Rhone bis hinüber auf den Papstpalast in Avignon?
Nun, hinter diesen Mauern finden Sie beides. Die Ruinen des Fort Saint André auf der linken Seite und rechts, eingebettet in das Grundstück des Forts, Gärten, die zum Träumen einladen.
Lassen Sie mich Ihnen ein bisschen über die Geschichte der Gärten erzählen, bevor Sie eintreten. Die Grundlagen dieses ehemaligen Klosters gehen ins 6 Jahrhundert zurück, auf die heilige Casarie, die als Eremitin in einer Grotte auf dem Hügel des Mont Adnan lebte. Im Jahr 999 gründeten dann die Benediktiner mit Segen von Papst Grégoire V dort ihr Kloster mit den wunderbaren Gärten. Es folgte eine wechselvolle Geschichte, Päpste und Könige kamen und gingen, doch das Kloster blieb. Im 16 Jahrhundert erneuerte Pierre Mignard, der Architekt Ludwigs des XIV, einige Gebäude und Mauern.
Bis zur französischen Revolution kümmerten sich die Mönche in liebevoller Arbeit um die Gartenanlagen, bis die französische Revolution sie 1792 vertrieb und die Abtei zu einem MiIitärkrankenhaus umfunktioniert wurde. Von der üppigen Pracht und dem Reichtum der vergangenen Jahrhunderte blieb nichts erhalten, nach der Revolution stand die Abtei leer. Dem Zahn der Zeit trotzte nur der Abteipalast.
Ihre Renaissance erlebten Abtei und Gärten Anfang der 20. Jahrhunderts, als der Maler Gustave Fayet und die mit ihm befreundete Dichterin Elsa Koeberlé dem Zauber dieses Anwesens erlagen. 1916 schenkte Fayet das Anwesen Elsa Koeberlé und ihrer Lebenspartnerin Génia Lioubow, die die Gärten wieder herstellten. Nach deren Tod wurde ihre Arbeit von Fayets Enkelin und Patenkind Elsa Koeberlés, Roseline Bacou, fortgesetzt.
Kommen wir nun zu den Gärten. Sie sind angelegt im italienischen Renaissance Stil und im mediterranen Stil. Sie finden Rosenbögen, Laubengänge, Grotten, Wasserbecken, Springbrunnen und Statuen in Hülle und Fülle, dazwischen eingebettet die Überreste der Begräbnisstätten der Mönche und das Fundament der Saint Martins Kirche, alles umgeben von den alten Festungsmauern des Fort Saint André.
Sind Sie neugierig geworden? Nun, dann treten Sie ein in diese wunderbare Welt. Der Zauber der Jahrhunderte und der Frieden dieses Ortes wird auch Sie einhüllen, und Sie merken auf einmal, Zeit spielt keine Rolle mehr.
Viel Spaß beim virtuellen Spaziergang wünsch
Renate Kimmel
Am Nachmittag nach dem Mittagessen unseres Besuches in Villeneuve-lès-Avignon haben wir das Fort besucht, leider ohne den Garten, da dieser im November schon geschlossen ist. Trotzdem hat sich der Besuch schon wegen der traumhaften Aussicht auf das gesamte Umfeld gelohnt. Es ist eine befestigte Ringmauer mit Wachtürmen und monumentalem Tor, das von zwei Zwillingstürmen flankiert wird. Im 14. Jh. wurde es von König Philipp d. Schönen erbaut, um seine königliche Macht gegenüber dem Gebiet des Reiches und der Päpste in Avignon zu betonen. Es schützte weiterhin die Benediktinerabtei und das kleine Dorf Saint-André. Über eine romantische Straße (Montée du Fort) mit schönen alten Häusern erreicht man das Fort.
Das Fort hat ein Befestigungssystem von 750 m Mauern und Türmen. In Bodennähe befinden sich Schießscharten und oben auf den Mauern aus Brustwehren mit Bogenschießscharten zur Verteidigung des Fort. Sogar Latrinen und Kamine im Châlet und den Wachhäuschen der Wehrgänge waren vorhanden.