Chapelle Sainte-Sixte, Eygalières


Ein Spaziergang zur Chapelle St. Sixte

Ein Essay von Gastautorin Renate Kimmel

Bild: Chapelle St. Sixte bei Eygaliers
Chapelle St. Sixte

  

Es gibt Orte voller stiller Magie.

Orte außerhalb der Zeit.

Wie die Chapelle St. Sixte.

Sie ist klein, hat gerade mal Platz für 20-22 Personen.


 

 

 

 

 

Im Sommer wird dort noch manchmal am Sonntag

die Messe gelesen.

Im Winter ist sie ständig geschlossen.

Sie liegt verlassen außerhalb Eygalières auf

einem kleinen Hügel.

Er ist steinig und mit etwas Gras und einigen struppigen Sträuchern bewachsen. 

Bild: Das Innere der Chapelle St. Sixte
Das Innere der Chapelle St. Sixte

Bild: Chapelle St. Sixte
Chapelle St. Sixte

 

 

 

Ab und an

sieht man dort einige Touristen,

manche kommen mit ihren Autos oder in Reisebussen

viele kommen mit dem Fahrrad dort hin.

Sie sind oft und gerne laut,

machen Picknick, vergessen ihre Abfälle

und spüren nicht

im geringsten den Zauber dieses

Ortes.

Für sie ist es einfach nur ein pittoresker Platz. In der Sonne.

Man vermutet,

dass die Chapelle St. Sixte im 12. Jahrhundert über einem antiken Heiligtum errichtet wurde,

Gerüchteweise

war sie während des 2. Weltkrieges

unter Jean Moulin

ein Treffpunkt der Resistance,

Dies ist aber,

soweit ich weiß, nie offiziell bestätigt worden,

und ich habe auch keine

offiziellen Unterlagen darüber gefunden.

Erzählt hat mir diese Geschichte

in einem Urlaub vor einigen Jahren,ein älter Herr,

der durchaus ein Zeitzeuge gewesen sein kann.

Aber egal, ob es nun stimmt oder nicht, 

für mich war und ist die Chapelle immer

ein besonderer Platz gewesen.

Ich genieße die Spaziergänge dort hin immer sehr.

Bei uns links raus aus dem Haus,

 

 

dann vorbei an der Bastide d'Eygalières,

einem schönen familiären Hotel

mit einem tollen Restaurant.

 

Bild: Eygaliéres
Bild: Eygaliéres

Weiter geht es dann erst einmal gerade aus,

an vielen großen Anwesen vorbei,

die man nur erahnen kann.

Man sieht große Eisentore, lange Auffahrten

beschattet von Zypressen. 

Die Anwesen und die Tore werden größer,

die Alarmanlagen blinken mit ihrem roten Licht,

der Weg wird immer schlechter. 

 

 

So hält man neugierige Touristen fern.

Oleander und Lavendel wachsen an den Seiten des Weges.

Es geht noch ein Stück in Richtung des Ortes 


und dann biegt man rechts ab.

Zwischen den Häusern, die neugierig machen,

so neugierig,

dass man am liebsten mal eben kurz anklopfen möchte,

um sie sich in aller Ruhe

anzusehen,

oder dort eine Stunde

auf der Terrasse zu verbringen,

Bild: Eygaliéres
Bild: Eygaliéres

 

 

 

liegt ab und an ein

wunderschöner Olivenhain,.

Die silbrigen Blätter flimmern in der Sonne.


 

 

Doch auch in dieser Idylle gibt es

Umweltsünden.,

schrecken so manche nicht

davor zurück,

diese wunderbare Gegend zu verschandeln.

Manchmal findet man sogar Bauschutt oder

in der Garrigue versteckt

ein rostiges Auto.


 

 

 

 

Man folgt dem Weg weiter und weiter.

Es riecht nach Lavendel, der Garrigue und

heißer staubiger Erde. 


Irgendwo hinter einem Tor bellt ein Hund,

spielt ein Radio,

hört man Kinder in einem Pool planschen.

Zwischen der Garrigue und den Zypressenhecken murmelt das Wasser eines Bewässerungsgrabens.

Ab und an muß man einem Land Rover

oder dicken Mercedes ausweichen,

die Fenster runtergekurbelt,

mit lauter Musik

und dröhnenden Bässen,

der Fahrer hat den Ellbogen ins Freie gestreckt,

die Ray Ban im Gesicht und eine Baseballkappe

auf dem Kopf.

Fußgänger erwartet man nicht auf diesem Weg.,

also schnell ab in den Graben. 

Besser ist das!


Man begegnet recht rüden

Fahrradfahren,

die mit hochroten Köpfen vorgeben,

für die Tour de France zu trainieren

und kurz vor einem Hitzekollaps stehen. 

Bild: Eygaliéres

 

 

 

Man plaudert kurz mit einer Katze,

die mitten auf dem Weg in der Sonne liegt

und keinen Zentimeter zur Seite weicht. 


 

Doch all dies stört nicht wirklich.

 

Der Weg strahlt dennoch Ruhe und Geheimnis aus.

Er läd ein,

tiefgründige Gespräche zu führen

oder sich tief

in die Natur zu versenken. 

 

 

 

Der Weg windet und schlängelt sich

über einige Kilometer,

nach jeder Biegung hofft man,

die Chapelle St, Sixte

nun endlich zu sehen.


Und dann,

wenn man fast entmutigt ist,

anfängt zu überlegen,

ob man eine Abzweigung übersehen hat,

der Weg wohl niemals mehr endet,

dann öffnet sich der Weg,

man schaut ins Weite,

ins Licht,

in den leuchtend blauen, fast grellen Himmel,,

ein Blau,, das fast schon künstlich wirkt in seiner

Vollkommenheit.

Bild: Eygaliéres

 

 

 

 

 

Man schaut auf den Mas du Pastre, den Mas de Brune,

und die Route Jean Moulin,

die von Eygalières nach Orgon führt.

Bild: Eygaliéres
Bild: Eygaliéres

Bild: Eygaliéres

Und davor,

direkt vor unseren Augen liegt sie,

eine kleine romanische Kapelle.,

die in Frankreich seit einigen Jahren

zu den

historischen Gebäuden zählt..

Ein Platz voller Geschichte, voller gelebter Leben.

Bild: Eygaliéres

Sie wirkt

verwittert und verlassen,

wie sie dort auf dem kargen Hügel liegt,

die Steine mit der Zeit von der Sonne ausgebleicht,

schlicht und unscheinbar,

doch wenn man langsam Näher kommt,

kann man spüren,

dass eine unglaubliche Energie

über diesem Ort liegt.

Pure Magie!

Bild: Eygaliéres

Ich setzte

mich gerne auf die warmen Steine

und beobachte

die Menschen und die Natur um mich herum.

Ich stelle mir vor,

wie die letzten Jahrhunderte an diesem Ort gewesen sein müssen.

Wie die Zeit hier vorbeiging.

Was diese Steine gesehen haben mögen.

Bild: Eygaliéres

Und ich,

ich möchte so gerne glauben,

dass diese Magie, diese spürbare Energie,

dass dies der Geist des Widerstandes

gegen den Faschismus ist, der hier immer noch lebt

und von dieser Kapelle aus

in die Welt getragen wird.

Bild: Eygaliéres