Die Website des Touristenbüro in Saint-Thégonnec Loc-Eguiner: https://saint-thegonnec-loc-eguiner.bzh/office-du-tourisme/
Die Website des Touristenbüro des Département:
http://www.finistere-tourismus.com/die-umfriedeten-kirchhoefe-der-bretagne-enclos-paroissiaux
Dieser Bericht zu Saint-Thégonnec wurde mit Bildern der Gastautorin Trude Diehl und meinen Fotos erstellt. Die Bilder von Trude Diehl sind entsprechend gekennzeichnet.
Parkplatz und Stellplatz für WOMO´s:
1. Air Camping Car St.-Thégonnec ca. 250 Meter vom umfriedeten Pfarrbezirk,
2. zusätzlich gegenüber großer Parkplatz, GPS: 48.52214 -3.94578
Ein umfriedeter Pfarrbezirk (Enclos paroissial) Saint-Thégonnec ist charakteristisch in der bretonischen religiösen Architektur. Er besteht aus einem Triumphtor (Porte triomphale oder Arc de Triomphe) durch welches man den Pfarrbezirk betritt, einer Kirche, einem Kalvarienberg (Calvaire) und einem Beinhaus (Ossuaire), einer Kapelle mit Reliquienschrein (Chapelle reliquaire), oft einem Brunnen (Fontaine) sowie meißt einem Friedhof umgeben von einer Umfassungsmauer.
Der florierende Tuchhandel in Saint-Thégonnec und das tiefe Vertrauen der Gemeinde ermöglichten es, die Gebäude aus dem 15. - 16. Jahrhundert erheblich zu vergrößern und zu verschönern. Aus architektonischer Sicht wird der umfriedete Pfarrbezirk von Saint-Thégonnec als einer der schönsten und bedeutendsten angesehen, und deshalb als historisches Denkmal eingestuft.
Das elegante Triumphtor besteht aus Kersanton-Granit und ist im Renaissance-Stil 1587 -1589 erbaut. Er besteht aus vier massive Säulen, überragt von kubischen Laternen und Lampions. Nur der zentrale Teil, der von einem Halbkreisbogen gebildet wird, dient als Tür und präsentiert ein bretonisches Gebet an Notre-Dame de Vrai-Secours. Saint-Thégonnec wird durch seinen Esel und seinen Karren auf jeder Seite des Baudatums dargestellt. In den Winkeln des Dachbodens rahmen der Erzengel Gabriel und die Jungfrau in Kersanton vier Nischen mit Muscheln ein, die durch Pilaster und Renaissance-Trophäen getrennt sind. In der Nische des dreieckigen Giebels: Gott-Vater der von zwei Kanonen umgeben ist.
Der Kalvarienberg aus Granit zeigt die Passion und Auferstehung Christi. Alle Szenen sind mit Le Maître signiert. Vier Engel fangen das Blut des am Kreuz genagelten Jesus Christus mit Kelchen auf (um es besser zu sehen klickt auf die Bilder die vergrößern sich dann). Mittig sieht man Maria mit Jesus auf dem Arm.
Auf der Rückseite wäscht Pilatus einem Christ die Hände. Unten auf dem Bild links sieht man die Geißelung und Jesus Christus mit verbundenen Augen. Rechts unten im Bild ist das Tragen des Kreuzes durch Jesus zu sehen. Das Bild in der Mitte zeigt Pilatus der sich in Unschuld die Hände wäscht. Weitere Szenen zeigen das Aufsetzen der Dornenkrone, die Kreuzabnahme, die Grablegung und die Auferstehung.
Die Geschichte des Saint-Thégonnes wird am Sockel des Kalvarienberges ebenfalls dargestellt. Man sieht ihn mit einem Esel und einem Hirsch die einen Wagen ziehen. Die Legende besagt, dass er mit diesem Wagen die Steine zum Bau der Kirche transportiert hat.
Das Beinhaus von Saint-Thégonnec ist eine Arbeit des Architekten Jean Le Bescont und wurde 1676 - 1682 im Renaissancestil erbaut. Es wurde zweigeschossig erbaut und ist mit Säulen mit korinthischen Kapitellen ebenfalls aus Kersanton-Granit. ausgestattet. Auf dem Bild unten sind die sechs Fenster an der Eingangsfront mit einer gewölbten Tür zu erkennen.
Der dreieckige Giebel über dem Eingang zeigt die Statue des Heiligen Paul Aurélien, der einen Drachen an der Leine hält, den er auf der Insel Batz gefangen haben soll.
Das Beinhaus dient als religiöses Gebäude in welchem normal die Knochen der Verstorbenen untergebracht wurden. In Saint-Thégonnec hatte es aber nie diese Rolle, sondern die Gemeindemitglieder nutzten es als Grabkapelle und Ort des Gebetes. Diese Grabkapelle und der Reliquienschrein befinden sich in der Chapelle funéraire et de reliquaire. Die Kapell zeigt sich in ihrem Innern mit einem Holzgewölbe mit Glocken und Engeln, die die Instrumente der Passion tragen.. Es gilt im Innern einen wunderschönen Altaraufsatz (leider kein Foto vorhanden) mit dem Heiligen Saint-Joseph (1685) zu bewundern, vor allem aber den Reliquienschrein bezw. die Grablegung (Mise au Tombeau) in der Krypta, geschaffen von Jacques Lespagnol (1699-1702). Dieses grandiose und gleichzeitig theatralische Werk zeigt bemerkenswert die menschlichen Gefühle um den Tod. Das Beinhaus trägt eine Inschrift " O Sünder tut Buße, solange ihr lebt, denn wenn ihr erste einmal tot seid, ist es zu spät."
Die Église Notre-Dame de Saint-Thégonnec wurde erbaut in den Jahren 1563 -1599. Im Jahre 1998 wurde die Kirche durch einen Brand erheblich beschädigt. Vermutlich Brandstiftung. Unschätzbare Kunstschätze aus dem 16. und 17. Jahrhundert waren unrettbar verloren. In mühsamer Arbeit der Kunsthandwerker rekonstruierte man Altäre und Kanzeln. Diese Arbeiten wurden im Jahre 2005 abgeschlossen. Die Kirche ist in die Liste der historischen Denkmäler Frankreichs (monument historique) aufgenommen. Die Rückseite der Kirche mit dem Westeingang ist der älteste Teil der Kirche. Sie wird überragt von dem kleineren Glockenturm aus dem Jahr 1563 als ältestes Element der Kirche. Später 1599 wurde der monumentale höhere Glockenturm im Renaissance Stil extern angebaut. Vier Eckspitzen rahmen die Kuppel ein, die eine achteckige Laterne trägt, die von einer 1626 platzierten Laterne überragt wird.
Im Innern der Kirche trifft man auf eine reichliche Dekoration. Von der Decke des Kirchenschiffes hängt ein Triumphkreuz. Bemerkenswert ist der Altaraufsatz Retable du Rosaire aus dem 17. Jahrhundert. Sie zeigen unterschiedliche Heilige Figuren, unter anderem Saint Jaoua einen bretonischen Heiligen. Das Retable ist ausgesprochen großzügig vergoldet, und die einzelnen Heiligen sind begrenzt mit Säulen aus schwarzem Marmor. Kurz vor dem Retable du Rosaire befindet sich das Retable Note-Dame du Vrai-Secours welches um 1640 geschaffen wurde.
1683 wurde die aufwendige und reich verzierte Kanzel errichtet. Die vorwiegend weiblichen Figuren repräsentieren die Haupttugenden, Klugheit, Mäßigkeit, Gerechtigkeit, und Stärke. Auf Tafeln sind die vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes zu sehen. Die Balustrade zeigt vier Kirchenväter, Grégoire, Anbrois, Augustin und Jérôme. Zwischen den Karyatiden die als Säulen dienen erhält Moses die Gesetzestafeln.
Jacques Mascard ein Schüler des berühmten Orgelbauers Thomas Dallam erbaute 1670 die Orgel, welche ursprünglich drei Klaviaturen hatte. Später wurden sie auf zwei reduziert. 1863 wurde die Orgel rekonstruiert und 1978 restauriert.