„Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch? Diesmal antwortet Karl-Heinz Stabel.
Angeregt durch Hilke Maunder und Ihre Serie „Mein Frankreich“ habe ich auch für mich einmal meinen langen Weg nach Frankreich versucht zu beschreiben. Für mich war es beim Schreiben ein „Wiedererleben“ der Touren und Reisen in Frankreich.
Jetzt bin ich froh. endlich einmal alles nieder geschrieben zu haben, anders als ich Ortschaften oder Museen beschreibe auf meiner Website. Vielleicht habe ich mich verloren. Aber es gab einfach viele Erlebnisse, die ich jetzt aufgeschrieben habe, und hoffentlich ein Bericht der eventuellen Leser nicht langweilt.
Er zeigt aber wie wir uns in Frankreich verliebt haben, wie wir Frankreich entdeckt haben, wie wir Frankreich zu schätzen wussten, seine Orte, seine Landschaften, seine Kultur, sein Leben und seine Menschen. Mir ist beim Schreiben noch einmal bewusst geworden, was wir alles erlebt haben und wie wir es empfunden haben. Vielleicht wird es manchemn Frankreich-Fan ähnlich ergehen.
Warum lieben meine Frau Marianne und ich Süd-Frankreich? Auf die Frage fange ich erst mal an zu überlegen. Es gibt einfach so vieles, was wir an Frankreich lieben. Ich glaube, ich fange mal damit an, wie wir Frankreich überhaupt kennengelernt haben.
Vorausschicken muß ich, dass wir beide in der Schule kein Französisch gelernt hatten, und somit wie bei vielen Deutschen die Angst vor einem Besuch in Frankreich bestand. Den ersten Kontakt zu Frankreich hatten wir in den 1970er-Jahren, damals im Elsass, natürlich um dort die vorzügliche Küche kennen zu lernen.
Mit knapp über 20 Jahren war das etwas besonderes, denn in jenen Jahren konnte man in Deutschland so etwas nicht erleben. Aber eine richtige Urlaubsreise nach Frankreich war für uns immer nicht vorstellbar wegen der Sprache.
1975 dann gab es den ersten engeren Kontakt zu Frankreich. Eine Fahrt für vier Tage mit dem Bus und einem Freundeskreis nach Paris. Da war alles rein gepackt, was man in Paris unbedingt sehen sollte. Versailles war auch dabei. Und selbstverständlich ein Revue-Theater, das durfte in so einer Gruppe natürlich nicht fehlen.
Auf der Rückfahrt dann noch die Besichtigung der Champagner-Kellerei Moet & Chandon mit Probe. Es war das erste Schnuppern in Frankreich (vom Elsass abgesehen) und hat viele Eindrücke hinterlassen, so gute, dass ich eigentlich schon wieder mal Paris besuchen wollte. Es ist mir bis heute nicht mehr gelungen, weil immer anderes bevorzugt wurde, steht aber auf der Liste.
Dann gab es einen Freund, der uns zum Wohnmobilurlaub begeistern wollte. 1990 haben wir es probiert. Als Weinliebhaber wollte ich es mit der Familie – meiner Frau Marianne und meiner damals fünfjährigen Tochter Isabel – riskieren und plante eine Probefahrt am 23.-27. Mai 1990 nach Burgund.
Die Probefahrt war ein voller Erfolg. Wir waren infiziert. Nicht nur der Wein an der Côte-d’Or war es, nein, auch die Städte und Dörfer, ob nun Beaune, Noyers, Aloxe-Corton, Savigny-les-Beaune und Chablis. Wir erlebten Kultur, Geschichte, gutes Essen und die Freundlichkeit der Franzosen.
Aber auch das savoir-vivre spürten wir zum ersten mal sehr deutlich. Wir genossen die Zeit in vollen Zügen, sowohl bei erstklassigen Restaurants, als auch in bekannten Weingütern, die wir besichtigten und w wir unsere ersten französischen Weine beim Erzeuger direkt kauften.
Ein besonderes Erlebnis gab es aber bei der Hinreise, das uns immer in Erinnerung bleibt. Wir waren am Spätnachmittag von zuhause abgefahren. Als es dunkel wurde, suchten wir eine Möglichkeit, um im Wohnmobil zu übernachten.
Wir fanden einen kleinen Weiler, vielleicht drei bis fünf Häuser, wo wir uns auf einem Platz unter einem Baum für die Nacht hinstellten. Es war eine ruhige Nacht. Am Morgen schien beim Frühstück die Sonne in unser Wohnmobil bei geöffnetem Fenster.
Ein älterer Herr, ein Bauer kam mit einer Schubkarre und bemerkte uns. Am Kennzeichen erkannte er, dass wir Deutsche waren. Er sprach uns an, wir kein Wort Französisch, er kein Wort Deutsch. Das Gespräch dauerte sicher zehn Minuten. Wir verständigten uns überwiegend mit der Gestik und Mimik.
Wir erfuhren, dass der Bauer in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen war und bei einer deutschen Familie hatte arbeiten müssen – und dass es ihm dort gut ging. In seinem Gesicht war ein ständiges Lächeln, und er war während seiner Erzählung immer äußerst freundlich.
Eigentlich hätte man mit einer ganz anderen Reaktion rechnen müssen, wir haben es sehr bedauert, dass wir damals kein Wort Französisch sprachen, aber der freundliche Herr geht uns bis heute nicht aus dem Sinn. Mit Winken verabschiedetet er sich. Noch heute weiß ich, dass er uns bon voyage wünschte.
So kam es, dass wir unsere zweite Reise mit dem Wohnmobil in Frankreich am 22.6.1990 starteten – in die Provence und die Camargue. Marianne hatte noch einen Schnellkurs in Französisch gemacht, was zumindest beim Einkaufen geholfen hat.
Unsere Stationen waren Orange, Vaison-la-Romaine, der Mont Ventoux, Malaucene, Carpentras, Sault mit unseren ersten blühenden Lavendelfeldern. Isabel, damals immer noch fünf Jahre alt, war wie wir begeistert.
Strahlend blauer Himmel, der Duft des Lavendels, das Zirpen der Zikaden, der Duft der Seifen in den Geschäften, die Landschaften, die kleinen sehr ursprünglichen Dörfer und immer wieder das Leben draußen unter den Platanen wenn man ein Restaurant besuchte – da kam dann auch noch der Duft der Küche hinzu.
Wir sind durch die Gorges de la Nesque gefahren, was mit dem Wohnmobil damals sehr eng war. Der Duft der Garrigue begleitete uns, besonders hervorstechend der Duft des Thymian. Es folgten die Orte Venasque, Gordes mit den bories, was unserer Tochter wieder besonders gefiel.
Auch Roussillon war dabei, und wir waren erstaunt, was wir in dieser kurzen Zeit an Landschaften schon gesehen hatten. Unseren ersten Markt erlebten wir dann in Aix-en-Provence mit allen Düften der Provence. Dort kamen wir an einem Fischstand vorbei, wo unsere Tochter und teilweise auch wir Fische sahen, die wir noch nie in Deutschland gesehen hatten.
Wir genossen es, draußen unter schattigen Bäumen in einem Restaurant oder Café zu sitzen. Isabel wurde es trotz ihres Alters in all der Zeit nie langweilig. Auch für sie war die Reise ein Erlebnis.
Nun hatten wir unsere Tochter aber auch versprochen, dass wir an das Meer führen, und so machten wir uns auf in die Camargue. Eine vollkommen andere Welt, Vögel in Unmengen, Flamingos, wilde Pferde… einfach ein Paradies. Das war auch das erste Mal, dass unsere Tochter ans Meer kam.
Nur in Saintes-Maries-de-la-Mer erlebten wir etwas Unangenehmes. Wir übernachteten etwas außerhalb des Ortes an einem der Seen. Am Morgen waren wir alle kräftig von den Stechmücken geplagt. Nichts wie weg nach Aigues-Mortes, zum Ort und zur Saline und natürlich noch nach Le Grau-du-Roi.
Dort am Strand war unsere Tochter natürlich besonders glücklich. Wir hatten unser Versprechen, sie dürfte im Meer baden, eingelöst. Aber wir waren alle drei begierig, noch mehr von dem Süden Frankreichs zu sehen. So ging es dann in die Städte Montpellier und zurück nach Arles. Aber auch Les Baux haben wir nicht ausgelassen. Hier gibt es wieder ein Erlebnis, das wir ebenfalls bis heute nicht vergessen.
Wir wollten in einem Sterne-Restaurant essen. Dazu hatten wir uns das La cabro d´or ausgesucht, was es auch heute noch gibt. Ich habe am Vormittag das Restaurant besucht und reserviert. Mir wurde diese Reservierung dann auch bestätigt. Dann fragte ich, ob ich mit meinem Wohnmobil die Nacht über auf dem recht großen Parkplatz unter Oleander-Bäumen stehen dürfe.
Ich glaube, der Ober hätte die Reservierung am liebsten rückgängig gemacht, denn er glaubte wohl, was kommen denn da für Gäste, nur keine Camper. Seine Miene war eindeutig, aber er konnte uns ja nicht mehr absagen.
Wir waren aber auf solche Restaurantbesuche vorbereitet, denn wir hatten die entsprechende Kleidung dabei. Damals hat man ein solches Restaurant als Mann noch mit Schlips und Kragen und die Damen im Kleid betreten.
Als wir dann am Abend ankamen, war das Gesicht des Obers wieder mehr als erstaunt. Er begrüßte uns ausgesprochen freundlich, und wir wurden den ganzen Abend fast bevorzugt bedient, zumindest war das unser Eindruck.
Von Les Baux ging es durch die Alpilles zur Moulin de Daudet, um dann nochmals ans Meer nach La Grande Motte zu fahren. Wir hatten unserer Tochter einfach nochmals den Genuss im Meer zu baden gegönnt. Dann ging es langsam zurück zum Pont du Gard, einem Highlight der vielen römischen Baudenkmäler im Süden Frankreichs.
Es war für uns immer wieder erstaunlich, wie viele Denkmäler der Römer im Süden Frankreichs noch erhalten waren. Noch zwei Ziele steuerten wir in der Provence an. Avignon mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten einfach beeindruckend. Natürlich den Pont Saint-Bénézet, den Papstpalast aber auch das Musée Petit Palais. Auch hier genossen wir an der Place de l’Horloge, draußen unter den Platanen zu essen und das geschäftige Leben der Stadt zu genießen.
Für die Rückfahrt hatte ich mir vorgenommen, noch etwas Wein einzukaufen. Was lag näher, als Châteauneuf-du-Pape anzufahren und dort im Château Mont-Redon zur Weinprobe zu gehen und natürlich auch einzukaufen. In einem Restaurant haben wir dann bei einem köstlichen Menü und ein Châteauneuf-du-Pape Blanc und Châteauneuf-du-Pape Rouge den Abend genossen.
Auf der Fahrt nach Hause am 8.7.1990 gab es dann noch einen Stopp in Mersault in der Domaine du Mersault. Da kam ich dann nicht daran vorbei nochmals wenn auch nur drei Flaschen zu kaufen, denn der Preis dieses Weingutes war schon damals ambitioniert. Lange, und noch heute schwärmen wir von dieser Rundreise durch die Provence und Südfrankreich.
Wir hatten viel vom Tal der Loire gehört, was dann in dem folgenden Jahr dazu führte, dass wir eine zweiwöchige Wohnmobiltour an die Loire machten. Beeindruckend bei dieser Fahrt waren die vielen traumhaften Schlösser, die wir besuchten.
Aber auch hier haben wir viele Städte und Dörfer besichtigt und uns vom savoir-vivre leiten lassen. Wir waren in Chablis, Nevers, Bourges, im Schloss von Sully-sur-Loire. Beim Letztgenannten standen wir unmittelbar vor dem Schloss und erlebten die einmalige Beleuchtung des Schlosses bei Nacht.
Weitere Sehenswürdigkeiten fanden wir in Saint-Benoit-sur-Loire, Château de Blois und Chambord. In der Nähe des Schlosses haben wir fürstlich gespeist. Es folgten Chaumont-du-Loire, Villandry mit seinen bemerkenswerten Gärten, bei Chinon das Schloss von Ussé, das Wasserschloss in Azay-le-Rideau und die Abbaye de Fontevraud. Unerschöpflich die Möglichkeiten an der Loire, es folgten noch das Schloss von Saumur und das Schoss von Angers.
Damals konnte ich immer noch kein Französisch, und ich erinnere mich, dass ich einen anderen Autofahrer nach dem Weg nach Angers fragte. Heute lache ich darüber, denn ich sprach den Namen der Stadt natürlich deutsch aus. Der Franzose schaute mich ungläubig an. Trotz mehrfacher Versuche mit „Angers, Angers“ verstand er mich nicht.
Ich holte dann eine Landkarte und zeigt ihm die Stadt. Laut tönte es dann ah ɑ̃ʒe. Jetzt konnte er mir den Weg zeigen. Wir sprechen oft darüber, wenn ich mich heute manchmal im Französischen nicht gut ausdrücke. Die Rückreise ging zum Schloss Chenonceau mit seinem Wachsfigurenkabinett.
Zum Abschluss war wieder das Einkaufen von Wein angedacht, weshalb wir noch nach Sancerre und Pouilly-sur-Loire fuhren. Eine mehr als beeindruckende Fahrt mit viel Kultur, wir haben etliches über Frankreich und seine Herrscher erfahren.
Der Süden Frankreichs hatte uns auf unserer Wohnmobiltour, die ich oben beschrieben habe, so sehr begeistert, dass wir 1993 die nächste Tour am 17.7.1993 starteten. Es waren drei Wochen. Den letzten Tag, 6. August 1993, verbrachten wir wieder an der Côte-d’Or in Nuits-Saint-Georges, wo wir die Fahrt mit einem exzellenten Abendessen abschlossen. Damals waren unsere Weine ein weißer Rully und ein roter Santenay, die das Menü fantastisch begleiteten.
Am 18. Juli 1993 waren wir in Le Puy, der Stadt mit den drei skurrilen Basaltkegeln. Auf einem steht die Michaelskirche, auf dem zweiten eine übergroße Madonna und am dritten steigt die Altstadt auf. Eine Stadt, wie man sie geprägt durch ihre Landschaft nirgendwo sonst zu sehen bekommt. Meine beiden Damen waren begeistert von den Klöpplerinnen, die man bei der Arbeit in der Stadt beobachten konnte.
Die Fahrt ging weiter in die Gorges du Tarn nach La Maline wo wir bei einer Bootsfahrt die Schlucht erkundeten. Auf einer Länge von 50 Km schenkten uns die Tarnschluchten eine Folge von wunderlichen Aussichten und riesigen Landschaften, die weltberühmt sind. Bis zu 500 Meter hoch ragten die Felswände manchmal über uns auf. Beeindruckend für uns alle. In der Nähe besichtigten wir am 19.7. die Grotte de Dragilan.
Jetzt waren wir gerade mal drei Tage unterwegs und hatten schon enorm viel gesehen und erlebt. Wir wollten ans Meer und fuhren an den Strand von Cap d’Agde. Das Umfeld erkundeten wir bei einer Fahrradtour. Am Abend gab es die ersten Austern als Vorspeise. Ein Abstecher nach Pézenas wurde in diese schöne alte Stadt ebenfalls eingeplant, bevor wir am 22.7.93 nach Perpignan fuhren.
Uns beeindruckte die Kathedrale Saint-Jean-Baptiste mit ihrer gotischen Fassade, der Orgel und insbesondere der reichlich verzierte Hochaltar aus weißem Marmor. Aber auch die Altstadt wurde erkundet. Natürlich haben wir auch den naheliegenden Palast der Könige von Mallorca besichtigt.
Und um die Abwechslung für unsere Tochter nicht zu vergessen, waren wir am 23.7.93 dann in Saint-Cyprien wieder am Strand. Aber wir waren erstaunt, wie unsere achtjährige Tochter auch die vielen Besichtigungen genoss, denn am 24.7.93 waren wir in Carcassonne.
Ein Foto zeigt uns noch heute unsere strahlende Tochter im Hôtel de la Cité beim Abendessen. Carcassonne bei Tag und bei Nacht, ein Traum. Weiter ging es in die Pyrenäen als erste Station Mirepoix wo die Bauweise der Häuser vollkommen anders war, als wir sie aus dem Süden an der Küste und in der Provence kannten.
Leider war die Fahrt durch die Pyrenäen nicht so, wie wir uns das vorstellten. Es gab nur Nebel und Wolken und keinerlei Sicht der sicher sehr schönen Landschaft. Wir fuhren daher einfach weiter, ohne die Höhepunkte der Pyrenäen zu erleben, bis wir am 26.7.93 in Lourdes landeten. Wenn man schon mal da ist, dann besichtigt man auch die heiligen Stätten, um dann weiter Richtung Biarritz zu fahren.
Zum ersten Male Atlantikluft und wieder schönes Wetter. Baden in den Wellen des Atlantik war angesagt. Am Vormittag des 27.7.93 erreichten wir dann Saint-Jean-de-Luz. Ein Ort der uns wieder Badevergnügen bot aber auch die Besichtigung der Église Saint-Jean-Baptiste und des Ortes.
Wir gewannen jetzt auch erste Eindrücke des französischen Baskenlandes, ganz andere Bauten, als man sie in Frankreich kennt. Nach einer Besichtigung des schönen Ortes Ainhoa genossen wir den Abend bei einem baskischen Menü im Hotel Ithurria. Am nächsten Tag im Baskenland ging es nach Saint-Jean-Pied-de-Port mit seiner traumhaften Altstadt und über Saint-Etienne-de-Baigorry nach Bisscarosse Plage.
Bei schönem Wetter waren wir am Strand und fuhren dann am Spätnachmittag über Pilat, Bordeaux nach Margaux. Das war mein besonderer Wunsch, aber die Weingüter Château Palmer, Château d´Issan, Château Rausan Ségla, Château Margaux, Château Pichon-Longueville-Comtesse-da-Lalande und hâteau Cos-d´Estournel zum Schluss ließen auch bei meinen beiden Damen keine Langeweile aufkommen.
Solche Weingüter kannten wir aus Deutschland nicht. Es war ein besonderes Erlebnis, nicht nur die Weingüter zu besichtigen, sondern auch manchen Tropfen zu verkosten. Natürlich haben wir am 31.7.93 auch die Großstadt Bordeaux besichtigt und beim Besuch der Antiquitätenstraße etwas gefunden.
Von Bordeaux aus waren wir in einer Stunde am Becken von Arcachon. Bei Andernos-les-Bains im Flachland gab es zwei Fahrradtouren und eine Wattwanderung. Letzteres war ein besonderes Erlebnis für unsere Tochter, die enorm viel im Sand fand. Sie war begeistert vom Meer, das wir ebenfalls bis zum 1.8.93 genossen, inklusive der Köstlichkeiten des Meeres.
Am nächsten Tag haben wir die Île d’Oléron befahren bis in den Norden zum Leuchtturm Phare de Chassiron und wieder zurück in den Süden nach La Remigeasse an einen schönen Sandstrand. Unsere Tochter war voll beschäftigt mit ihrem Netz und einem Eimer. Sie hatte einige Krebse und Seesterne gefangen und Austern gesammelt. Die Austern konnte man tatsächlich essen.
Am Abend in einem Restaurant, wunderbar, für mich Meeresfrüchte-Platte als Vorspeise, Kaiserfisch als Hauptgang, drei verschiedene Ziegenkäse als Nachspeise, und einen Apfelkuchen mit Café zum Abschluss.
Marianne hatte Terrine von drei Fischen, Valée-Schinken und als Hauptgang ein Steak mit Pommes. Auch den Apfelkuchen mit Café, Isabel als Achtjährige eine Pastete, Schinken mit Pommes, und ein Eis. Erstmals lernten wir dort den Entre-Deux-Mers kennen. Wir haben in später öfters getrunken, aber selten so gut wie hier.
Am 4. 8.93 genossen wir am Tag noch das Meer und die Brandung. Isabel war mit ihrem kleinen Brett nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen. Wir wussten, bald geht es in Richtung Heimat. Am Abend noch eine kurze Fahrt bis Châtelaillon-Plage vor La Rochelle. Nochmals konnten wir alle das Meer genießen.
Der 6. August 1993 war unser letzter Tag. Wir fuhren nach Poitiers mit kurzem Stopp für einen Spaziergang durch die Stadt und dann ging es nach Nuits-Saint-Georges. Wie bei allen unseren Wohnmobiltouren wollten wir den Abschluss bei einem schönen Abendessen genießen, was auch wie oben schon beschrieben wieder gelang.
Es war eine Fahrt, die an Vielfältigkeit nicht zu überbieten war. Wir waren endgültig Fans von Frankreich, wenn wir auch anschließend nicht immer in Frankreich waren. Aber das sollte noch kommen.
Zwei Wochen an der Dordogne folgten in den 90iger (leider fehlt mir das Fotobuch, ich habe es noch nicht gefunden) in einem kleinen Schlösschen mit Zugbrücke im Château de Sadillac. Ursprünglich eingerichtete Zimmer ein Flair, man fühlte sich Zeiten zurückversetzt. Es hatte aber im Garten einen Pool, sodaß wir uns dort auch mit der Verpflegung pudelwohl fühlten.
Die Zeit nutzten wir, um die Dordogne zu erkunden. Vom unserem Standort aus besuchten wir Bergerac, Monbazillac, Beynac-et-Cazenac, Monpazier, den weltbekannten Ort Sarlat-la-Canéda, La Roque-Gageac, eigentlich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten im Tal der Dordogne. Entdeckt haben wir auch das Château Montbazillac, ein Weingut das für seinen edelsüßen Wein bekannt ist und auch ein Top-Restaurant hat mit Blick bis Bergerac.
Von ihm habe ich noch heute wenige Flaschen in meinem Weinkeller. Er passt ideal zum foie gras, die Spezialität der Region. Überall an der Dordogne gibt es Gänse und Entenfarmen. Bei manchen kann man sogar Essen, was wir auch an einem Abend mit einem Menü in vollen Zügen genossen haben. Besser als beim Erzeuger essen geht nicht, das ist wie Huhn in der Bresse beim Erzeuger, einfach köstlich. Und was man nicht vergessen darf den Périgord-Trüffel, weltbekannt.
Aber was natürlich wieder mal mein Wunsch war, das war Saint-Émilion, dort die traumhafte Stadt und das Château Figeac. Ein Wein, den ich nie vergesse, leider habe ich keinen mehr. Auch die Region der Dordogne hat uns begeistert mit Ihren alten Ortschaften, den Schlössern und Burgen. Man sagt, es gibt 1001 Burgen in der Region. Die meisten davon findet man auf den Hügeln hoch über der Dordogne, egal wo man hinschaut, einfach überall.
Dann war es leider recht lange bis wir wieder nach Frankreich kamen. Erst im Jahr 2006.24.4. – 28.4.2006 besuchte ich mit einer Gruppe die Partnerstadt von Bad Kreuznach, die Stadt Bourg-en-Bresse. Hier lernte ich nicht nur die Stadt kennen, sondern auch das Umfeld die Bresse-Landschaft mit seiner Besonderheit den Bresse-Hühnern – schon wieder ein Highlight der französischen Küche. Ein Abendessen auf einem Bauernhof mit Bresshuhn – einfach formidable.
Nie wieder habe ich ein so gutes Huhn gegessen, auch bei Sterneköchen war es bisher nicht möglich. Bei einer Tagesfahrt nach Pérouges am Rande der Bresse, eine wundervoller alter Ort bestens erhalten und restauriert. Er hatte seine eigene Spezialität Galette de Pérouges. Es ist immer wieder überraschend, wie oft man in jedem kleinen Landstrich regionale Spezialitäten entdeckt, da ist Frankreich einfach unübertroffen.
Mit zwei befreundeten Ehepaaren beschlossen wir dann endlich wieder nach Frankreich zu fahren. Es sollte ein Fahrt mit dem Hausboot auf dem Canal du Midi werden. Ein Urlaub der die Erholung pur ist, wirklich Entspannung auf einem Hausboot.
Anreise am 22. September 2007 zu unserem chambres et table d’hôtes in Argens-Minervois. Wieder eine neue Erfahrung, Essen am Abend mit dem Vermieter-Ehepaar im Wohnzimmer mit Apero, Viergängemenü, inklusive Wein und Café zum Schluss.
Ein Glück, unsere Freundin Margit spricht so gut Französisch, dass jeder meint sie sei Französin. Dann natürlich noch die Verpflegung vor Ort einkaufen und eine Weinprobe bei dem Weingut der Kinder unseres Chambres d´hotes. Damit waren wir auch auf dem Schiff bestens versorgt. Von Trèbes ging es nach Carcassonne wo wir 1993 schon einmal waren. Dann wieder zurück nach Trèbes und Homps nach Argeliers und zur Domaine du Guéry die direkt am Kanal lag.
Wir erlebten eine lustige und schöne Fahrt mit vielen Schleusen, tollen Ortschaften, und einer wunderschönen Landschaft auf dem Canal. Höhepunkte waren neben Carcassonne die Fahrt über das Aqueduc d´Argentdouble bei Hombs, das Château de Ventenac, und der kleine wundervolle Weiler Le Somail. Restaurants, wenn wir mal nicht selbst kochen wollten haben wir natürlich auch am Canal gefunden. Eine Landschaft in Frankreich, die wir bisher so nicht kannten.
Für alle war klar, so was machen wir wieder. Die Heimfahrt war dann noch mit einem Stopp in Grignan mit seinem schönen Château und dort ebenfalls wieder in einem chambres et table d’hotes. Auch hier machten wie die gleiche gute Erfahrung wie schon zuvor in dem anderen chambre d’hotes. Wir wussten Bescheid für die Zukunft, wenn wir eine Unterkunft brauchten.
Allen drei Ehepaaren hatte die Bootsfahrt so gut gefallen, dass wir gleich im September 2008 wieder eine Hausboottour machten. Dieses Mal auf dem Canal du Rhône a Sète und Étang de Thau in den Canal du Midi. Erfahrung hatten wir ja genügend mit den chambres d’hôtes, sodass unsere erster Abend in St-Gilles war, wo auch unser Starthafen war. Auf der Fahrt zu unserer Unterkunft haben wir aber in Tavel, einem bekannten Weinort in Frankreich, noch den Wein für unsere Tour gekauft.
Am anderen Morgen ging es dann los, vorbei an Weiden mit den schwarzen Rindern der Camargue. Schnell waren wir in Aigues-Mortes. Unser Boot direkt am Kai an der Stadtmauer. Wer hätte gedacht, dass so was möglich ist. Natürlich haben wir auch Le Grau-du-Roi angefahren, wo wir eine Nacht verbracht haben.
Am Abend trieben die Gardians die Stiere der Camargue durch die Straßen von Le Grau-du-Roi. Atemberaubend diese Show mit welchem Tempo die Gardians die Stiere und insbesondere ihre weißen Camargue-Pferde beherrschten. Auf dem Boot gab es am Abend frische Meeresfrüchte, die wir gekauft hatten.
Früh am Morgen bin ich aufgestanden um einen traumhaften Sonnenaufgang über den Salzseen zu erleben. Ruhe, leichte Nebelschwaden über dem Wasser, ab und zu hörte man einen Vogel der wohl gerade aufwachte. Die Flamingos hatten noch ihre Köpfe im Gefieder, standen auf einem Bein und hinterließen den Eindruck, dass sie noch schliefen. Ein Spaziergang, der vor dem Frühstück einfach die richtige Eröffnung für den sonnigen Tag war.
Die Fahrt ging dann weiter vorbei an Rinderherden auf den Weiden, Reiter auf den Camargue-Pferden, und Jäger die von der Jagd am Morgen kamen. Auf einer Straße, die am Kanal entlang lief, fuhren die ersten Radfahrer mit ihren Rennrädern.
Am Ufer standen Reiher still verharrend und wartend einen Fisch oder anderes Fressbares zu erhaschen. Vorbei an vielen Salzseen mit Flamingos ging es nach Palavas-les.Flots. Am Mittag anlegen am Kanal, und Essen auf dem Deck mit Blick in diese eben beschriebene Landschaft. Was will man mehr – Leben wie Gott in Frankreich.
Palavas-les-Flots hat den Vorteil, das es nicht nur am Kanal liegt, sondern auch noch am Meer. Also stand baden an, und am Abend eines der berühmten Lanzenstecher-Tuniere von Booten aus. Ein seltsames Spektakel und Tradition in der Region, das von zahlreichen Besuchern verfolgt wird. Danach dann in einem Restaurant große Muschelplatte für vier Personen von uns sechs als Vorspeise. Frischer kann es nicht sein, denn die Muscheln kommen hier frisch aus dem Meer.
Hauptgang war bei den meisten natürlich Fisch. Am nächsten Morgen ging es, nachdem wir uns mit Lebensmitteln versorgt hatten, nach Bouzigues am Étang de Thau. Eine Fahrt wieder ausgesprochen erholsam vorbei an den Salzseen mit den Flamingos und anderen Meeresvögeln, aber auch kleinen Fischerhütten entlang des Ufers. Die Netze der Fischer in der Sonne zum Trocknen oder manchmal auch zu reparieren und immer wieder Flamingos.
Dann sind wir im Étang de Thau im kleinen Hafen von Bouzigues. Es war jetzt wieder schwimmen angesagt, und danach eine tarte apricot auf dem Sonnendeck unseres Boots mit Blick auf See und den kleinen Fischerort Bouzigues. Den Apéro nahmen wir noch auf dem Boot, bevor wir ein Fischrestaurant direkt am Hafen besuchten.
Vier von uns sechs nahmen die Meeresfrüchtetafel mit Austern, Miesmuscheln, Garnelen, Seeschnecken. Als zweiten Gang gratinierten Austern, und acht gratinierten Miesmuscheln. Nur Marianne und Reiner nahmen ein Fischgericht und keine Muscheln. Wie sich später herausstellte war das gut so, denn schon am nächsten Tag auf der Fahrt nach Méze fingen Maria, Margit und ich an dass es uns nicht besonders gut war.
Wir fuhren noch weiter nach Marseillan. Dort ging es uns Drei am Abend wirklich nicht mehr gut. Es konnten nur die Muscheln gewesen sein, obwohl wir das nicht glauben wollten, denn die werden hier im Étang gezüchtet und sind demzufolge frisch. Es ging nicht mehr anders. Wir riefen nach Rücksprache mit der Bootsbasis die Ambulance an. Die kam und man brachte uns ins Krankenhaus nach Sète, aber nicht zusammen, obwohl genug Platz in der Ambulanz war, nein jeder wurde extra gefahren. Also Maria zuerst, dann Margit und dann ich.
Als ich im Krankenhaus ankam, waren die beiden schon in einem Abstellraum (es war wohl kein Zimmer mehr frei) untergebracht. Für mich gab es dann eine äußerst harte und zu kurze Liege – meine Knochen spüre ich noch heute. So lagen wir alle Drei dann in einem Raum, der wirklich mehr eine Abstellkammer war. Wir bekamen Infusionen. Dann sagte man uns, das wars, es sei jetzt alles in Ordnung. Nun, was wollten wir machen. Wir fragten, was wir zu zahlen hätten.
Als man dann in Krankenhaus bemerkte, dass für drei Personen, die aus Deutschland kamen, Formulare ausgefüllt werden müssten, sagte man uns, wir sollten einfach gehen, es wäre alles in Ordnung. Bezahlt haben wir bis heute nichts. Auch eine Rechnung kam nie, obgleich wir unsere Adresse hinterlassen hatten.
Mit dem Taxi fuhren wird dann zum Boot. Seid dieser Zeit steht für uns fest, nie wieder Muscheln und wenn möglich nie wieder in ein Krankenhaus in Frankreich, denn besonders vertrauenserweckend sah das gesamte Krankenhaus nicht aus.
Am Mittag ging es dann mit dem Boot weiter vom Étang de Thau in den Canal du Midi. Wir drei aus dem Krankenhaus wurden von den Freunden geschont. Das Schleusen übernahmen die anderen. Trotzdem war die Rundschleuse écluse ronde bei Agde ein Erlebnis und auch die Fahrt auf dem Canal über den Fluss Orb etwas einmaliges.
Eigentlich wollten wir noch die siebenfache Schleuse von Fonserannes hinauf fahren. Wir erfuhren dann aber, dass wir am nächsten Morgen längere Zeit warten müssen, weil größere Personenschiffe (Hotelschiffe) Vorfahrt hatten. So haben wir uns die Schleusen von Land aus angesehen und unten am Kanal übernachtet.
Uns Dreien ging es auch wieder etwas besser, als es auf die Rückfahrt zu unserer Abgabestation im Port Cassafières ging. Trotz dem Erlebnis mit dem Krankenhaus waren wir alle von der Fahrt begeistert – wir würden sie wieder machen – nur keine Muscheln mehr. Margit hatte schon vor der Reise ein chambre et table d’hôtes im Luberon gebucht.
Auf der Reise nach dort haben wir noch Les Baux und Saint-Remy besucht. Und dann waren wir bei Freunden von Margit und Reiner in Maubec (René und Michele), ohne zu wissen, dass das zukünftig unsere besten Freunde in Frankreich würden. Es war unser zweiter Kontakt mit dem Luberon nach vielen Jahren.
Nachdem wir am nächsten Tag noch in Apt auf dem Markt, in Lacoste und in Ménerbes waren sowie auf Château Canorgoue noch Wein gekauft hatten, traten wir am nächsten Morgen unsere Rück-Reise an.
Im Jahr 2009 gab es keinen Frankreich-Urlaub. Mit unserer Tochter Isabel haben wir eine Boots-Tour in und um Berlin gemacht. Aber Frankreich hatte uns infiziert. Margit sprach mit uns, ob wir nicht einen gemeinsamen Urlaub in Maubec/Luberon mit ihnen machen wollten – wir wollten.
Nachdem wir im April nochmals für fünf Tage in Bourg-en-Bresse waren, sind wir in den Sommerurlaub nach Maubec gefahren. Margit und Reiner wohnten in der Wohnung bei ihren Freunden René und Michèle und wir ebenfalls in Maubec in einer Wohnung etwas außerhalb von Maubec. Natürlich haben wir viel zusammen unternommen.
Am 19.6.2010 kamen wir in Maubec an. Und wo waren wir zuerst bevor wir in unserer gemieteten Wohnung waren, bei René und Michelé zu Aperitiv, das war einfach selbstverständlich. Das war der Start einer Freundschaft, denn wir waren während dieses Urlaubs öfters bei Ihnen eingeladen. Und da Margit und Reiner bei ihnen im Appartement wohnten, kamen wir automatisch öfters zusammen. Am nächsten Tag dann Bauern-Markt in Coustellet bei Mistral, zum ersten Mal Mistral erlebt.
Aber schon am nächsten Tag wurde das Wetter besser, also doch Sommer in der Provence. Margit und Reiner zeigten uns in den folgenden Tagen unseres Urlaubs viele Orte vor allem im Luberon, im Vaucluse und auch am Meer waren wir mit Ihnen. Wir waren gemeinsam mit ihnen in Goult, Bonnieux, Lacoste, Roussillon, Gordes, Cucuron, auf etlichen Märkten, in Ölmühlen, und in den Lavendelfeldern im Luberon und Vaucluse.
Avignon zu Zeit des Festivals war ein besonderes Erlebnis. Auch Karin und Dieter ein Ehepaar, das mit Margit und Reiner befreundet ist und in Maubec ein Haus hat waren teilweise mit bei unseren Tagestouren. Damit entwickelte sich auch eine weitere Freundschaft die bis heute besteht. Und die Märkte sie begeisterten uns immer wieder. Ich habe endlos fotografiert, alle Produkte die es auf den Märkten gab. Traumhaft!! Gemeinsam haben wir Weingüter besucht und viele Tipps erhalten.
Wir waren während des Urlaubs oft zusammen auch zu einer Einladung beim Essen, ob nun bei Margit und Reiner, René und Michele, Karin und Dieter oder bei uns. Und abends, wenn es schon dunkel war, bei René und Michele noch am Schwimmbad, ein Traum. Plötzlich hatten wir zwei neue befreundete Ehepaare.
Mit Margit und Reiner sind wir an einem Tag nach St. Tropez und in das traumhafte Hinterland gefahren. Natürlich waren wir auch an Traumstränden bei St. Tropetz. Marianne äußerte sich plötzlich in einer stillen Stunde in unserer Unterkunft am Schwimmbad: „Hier müßte man ein Haus haben“.
Ich war überrascht, denn früher wollte Sie so etwas nicht. Aber ich reagierte: „Dann suchen wir ein Haus hier“. Am nächsten Tag wußten es unsere Freunde und auch das Ehepaar, bei welchen wir unsere Ferien-Wohnung gemietet hatten. Sofort setzte die Maschinerie ein. Zu unserer Überraschung zeigte uns unsere Vermieterin sofort 2 Häuser in Maubec, die zu verkaufen waren. Sie waren aber nicht das, was wir suchten. Sie waren beide viel zu groß.
Dann ein Tipp einer Freundin von René und Michele in Joucas. Aber auch das Haus war nicht das was wir erwartet hatten. Über Karin und Dieter lernten wir dann die Cousine Angelika von Dieter kennen, die in Gordes ein Mas mit Zimmervermietung und zwei kleinen Häuschen hat. Hier haben wir später als wir weiter suchten auch übernachtet.
Auch daraus wurde eine Freundschaft, die bis heute besteht. Jedes Mal, wenn wir in Robion sind sehen wir uns mindestens einmal zum Essen bei Angelika, oder auch bei uns. Auch Angelika und Ihr Mann gaben uns Tipps. Wir waren natürlich begeistert von der Freundlichkeit, die uns sowohl von Franzosen als auch Deutschen entgegen kam. Am Ende unseres Urlaubs stand für uns fest, wir werden weiter suchen.
Zu Hause dann haben wir im Internet recherchiert. Mit Maklern haben wir Termine gemacht, denn wir wussten, dass wir zu einer weiteren Hausboot-Tour in den Süden kommen, vom 17.9. – 26.9.2010. Ich beschreibe jetzt diese Tour nicht mehr detailliert, denn sie war nicht mehr entscheidend dafür, daß wir ein Haus kaufen würden. Es stand fest, daß wir am Reiseende, dem 26.9.2010, in den Luberon fahren, um dort bis zum 29.9.2010 Häuser zu besichtigen wo wir schon die Exposees von zwei Maklern hatten.
Ein Makler sprach Deutsch, was ein Glück. Vier Häuser besichtigten wir mit ihm. Und ein Haus das René aufgetan hatte. Sie alle kamennicht infrage. René war bei allen Besichtigungen dabei, das war für ihn selbstverständlich, er musste doch hilfreich zur Seite stehen, wenn auch wir nur sehr sehr wenig französisch verstanden. Wir hatten gerade in Deutschland mit einem Französisch-Kurs begonnen. Dann das Haus Nummer 5.
Wir standen auf der Terrasse des Hauses blickten in den Garten und auf die Berge des Luberon. Wir schauten uns an, es war klar, es brauchte keine Worte, das war es. Dann ging alles sehr schnell. Der Makler machte einen Termin bei einen deutschsprechenden Notar in Gordes. Ich fuhr dann wieder am 12. Oktober bis 14. Oktober 2010 nach Gordes zu Angelika, wo ich ein Zimmer gemietet hatte.
Am 13.10.2010 wurde der Promesse de Vente (Vorvertrag) beim Notar unterzeichnet. Danach war ich mit René nochmals bei der Verkäuferin. Wir bekamen die Pläne des Hauses und für René war es klar, dass er der „Architekt“ oder auch der „Bauleiter“ sein würde, denn wir wollten auf jeden Fall ein Schwimmbad bauen, und dazu bedarf es einer Baugenehmigung. Renés Satz in gebrochenem Deutsch den ich in Zukunft öfters hören sollte: “ Das ist Arbeit für mich“.
Am Abend haben wir, René seine liebe Frau Michèle und ich natürlich bei den beiden gefeiert. Er machte er mir klar, dass er jetzt alles in die Wege leiten würde für die Genehmigungen Zeichnungen usw. Aber ich musste nochmals zum Notar für den endgültigen Vertrag. Dies geschah am 14.12.2010.
Zusammen mit meinem Freund Reiner sind wir zwei dann am 13.12.10 mit einem Zwei-Tonnen Anhänger voll beladen mit Möbeln und allen möglichen Utensilien nach Maubec gefahren. Gewohnt haben wir kostenfrei in dem Appartement von René und Michele und dort auch gegessen. Gastfreundschaft, einfach umwerfend.
René hatte auch alle Pläne für die Gemeinde fertig, alle Behördengänge erledigt ich brauchte nur zu unterschreiben. Einen Tag nach Kaufvertrag haben Reiner und ich mit dem renovieren (Streichen) im Haus angefangen. Erst streichen, dann nach einigen Tagen die mitgebrachten Möbel aufbauen.
Unser Mittagessen haben wir im stehen eingenommen. Am 17.12.10 haben wir dies erstmals im sitzen mit dem aufgestellten Terrassenmöbel im Wohnzimmer gemacht. Langsam wurde es auch mit dem aufräumen übersichtlicher. Wir haben dann noch im Baumarkt Weldom ein Gerätehaus L’abris de jardin bestellt, denn im März sollten die pisciniers kommen, um das Schwimmbad zu bauen.
Wir brauchten also ein Häuschen, in welches die Technik für das Schwimmbad kommen sollte. Das musste im März 2011 fertig sein. Am 17.12.2010 ging es zurück nach Deutschland, Weihnachten vor der Tür. Ein schöneres Geschenk wie ein Haus im Luberon konnte man sich eigentlich nicht denken.
Am 4.2.2011 fuhren wir Marianne, unsere Tochter Isabel und ich mit voll bepacktem 2-Tonnen-Hänger und vollem Auto in den Luberon um weiter zu arbeiten. Mit eigenem Auto fuhren auch Margit und Reiner mit. Ziel war das Haus weiter einzurichten und dann den abris aufzubauen.
Wer glaubte, wir fünf wären allein, der hatte sich geirrt. René war fast immer dabei, egal ob für die Bodenplatte des Abris oder für die Fließenarbeiten in der Küche. Er war „Architekt“ Hilfsarbeiter und Fließenleger, alles in einer Person. Bis zum 14.2.2011 hatten wir alles im Griff.
Im Haus war Ordnung, und man konnte sich wohl fühlen. Die Damen hatten es gemütlich gemacht, sogar Vorhänge hatten sie in den entsprechenden Geschäften gefunden und natürlich aufgehängt. Auch der abris war fertig. Wir konnten also am 15.2.2011 wieder nach Deutschland fahren.
13.3.2011 mit Reiner fuhr ich wieder in unser Haus im Luberon, denn am nächsten Tag sollten die pisciniérs kommen. Sie planten nochmals alles genau, und am 16.3.2011 kamen sie und die Grube für das Becken wurde ausgehoben. Ich habe dann auch „französische Handwerker“ kennengelernt.
Immer hilfsbereit und freundlich, und ein Planungsgespräch ist immer nötig, immer vor Arbeitsbeginn, manchmal auch zwischendurch, jeden Tag. Und Mittagessen, pünktlich 12 Uhr und das mindestens 1 1/2 Stunden evtl. aber auch 2 oder mehr. Und mindestens am Abend ein Endgespräch mit Pastis oder Whisky. Pünktlichkeit, nun ja, eben die französische Pünktlichkeit. Reiner und insbesondere Margit hatten mich aber vorgewarnt, und schnell hatte ich mich an diese Gepflogenheiten gewöhnt.
Am 23. März dann kam das Schwimmbecken. Polizei sperrte für den Großlaster die Hauptstraße in unserem Wohnort, denn es war schwierig rückwärts in unsere kleine Straße mit dem Laster und Schwimmbecken zu kommen. Jetzt wusste jeder im Umfeld, dass da ein Deutscher einzieht, denn rund um uns wohnen nur Franzosen.
Über den weiteren Einbau des Beckens will ich hier nicht mehr schreiben, nur soviel, es war ein Abenteuer das Becken mit einem Kran bei der Enge der Straße und Bebauung über unsere Mauer zu heben und in die Baugrube zu bekommen. Letztendlich gelang es und ein Tag später wurde schon das erste Wasser in das Becken gelassen. Am 25.3.2011 waren alle Arbeiten für das Schwimmbad fertig. Das wurde dann noch mit allen Handwerkern begossen.
Zurück ließen die Arbeiter einen Hof und Garten, Katastrophe war sicher das richtige Wort. Eben eine Baustelle in welcher ein Schwimmbad stand. Wir hatten traumhaftes Wetter, perfekt zum Schwimmen, aber der Weg von der Terrasse zum Schwimmbad war eine Baustelle. Ganz nebenbei hatte René dann Arbeiten von mir übernommen.
Ich hatte begonnen, Platten auf unserer Mauer um das Grundstück zu verlegen, damit diese besser vor Regen (wenn es auch wenig regnet in der Provence) geschützt war. „Das ist Arbeit für mich“ so hörte ich René, Widerspruch, unmöglich. Also machte ich andere Arbeiten, es war ja genug da. Am 27.3.2011 fuhren Reiner und ich zurück nach Deutschland.
Im April hatten die pisciniérs versprochen, wieder zu kommen, um rund um das Schwimmbad zu betonieren und eine kleine Mauer zu bauen. Auf diese Betonplatte wollten wir dann einen Plattenbelag selbst aufbringen. Tatsächlich, am 18.4.2011 kamen die pisciniérs und am 20.4.2011 waren sie fertig.
Die Platten konnten noch nicht verlegt werden, denn die Betonplatte musste erst richtig trocken werden. Am 21.4.2011 kamen dann Marianne und Margit ebenfalls zu uns, denn vorher hätten sie nicht viel machen können.
Am 23.4.2011 begannen wir, die Platten um das Schwimmbad zu verlegen. Ostern stand vor der Tür. Ostermontag hatten wir dann Gäste. René und Michele, Karin und Dieter mit ihrer Tochter Christine kamen zu uns vier.
Zur Einweihung bekamen wir von René und Michele eine Rankrose geschenkt, die heute ein großer Strauch ist und jedes Jahr pünktlich zu Ostern mit ihren kleinen gelben Blüten unseren Garten verzaubert. Reiner schenke uns ein besonderes Bild, das er als bekannter Kreuznacher Maler selbst gemalt hatte.
Am 29.4.2011 sind alle Platten um das Schwimmbad gelegt. Nur der Garten und der Hof ist noch viel Arbeit. Ich wurde zum Gartenbauarchitekt, denn den Garten habe ich selbst geplant, und natürlich auch zum Gartenbau-Arbeiter. Also Pflanzen kaufen und los ging auch das.
Wir schafften es. Um den Garten pflegeleicht zu halten kam eine Folie über den ganzen Garten und darauf 14 Tonnen gravier. Die wurden alle mit dem Schubkarren in den Garten gefahren. Am Abend viel ich nur noch müde ins Bett. Aber es hatte sich die Arbeit gelohnt. Am 6. Mai 2011 waren wir fertig, sodaß wir am 7. Mai nach Hause fahren konnten. Wir waren stolz auf das Werk das wir geleistet hatten. Es sah schon traumhaft aus.
16. Juni 2011 waren wir wieder in unserem Haus. Für den 25. Juni 2011 hatten wir eine Einladung als Eröffnungsfeier und Dankeschön an alle Helfer ausgesprochen. Wir haben alle Leute, die uns geholfen hatten, eingeladen, auch ehemalige Vermieter der Ferienwohnung, Handwerker, Freunde und Leute, die wir in der kurzen Zeit kennen gelernt hatten. Auch alle Nachbarn waren eingeladen.
Wir hatten zudem noch Glück mit dem Wetter, sodaß die Veranstaltung auch draußen stattfinden konnte. Es waren wirklich eine Menge Leute aber es war ein Erfolg, bis in die späte Nacht saßen wir draußen Deutsche und Franzosen, Handwerker und Nachbarn, neu gewonnene Freunde und Bekannte. Marianne hatte ein Buffet vorbereitet mit kleinen und feinen sowohl warmen als auch kalten Gerichten. Ein vielfältiger Nachtisch war auch da. Auch die Franzosen haben sich wohl gefühlt und Marianne sehr gelobt. Ich habe natürlich eine kleine Ansprache mit vorbereitetem Text gehalten, denn die freie Rede in Französisch wäre mir so nicht gelungen.
Es war selbst vom Ablesen her schon schwierig genug, denn ich lernte ja erst kurz die neue Sprache und dann mit über 60 Jahren. Manchmal schmunzelten die Franzosen über meine Aussprache oder lachten kräftig, aber danach kamen einige und klopften mir auf die Schulter. Es war volle Anerkennung, sie freuten sich mit uns.
Uns war wichtig, die Nachbarn begrüßt zu haben, sich kennen zu lernen, und allen die mit geholfen haben ein herzliches Danke zu sagen. Wir hatten die Grundlage für unsere Integration insbesondere auch bei den Nachbarn gelegt. Dies zeigte sich schon darin, dass wir zur Hochzeit der Tochter unseres direkten Nachbarn spontan eine Woche später eingeladen wurden.
Auch heute trifft man sich immer wieder mal zum Aperitif oder zum Plausch auf der Straße. Ab diesem Fest leben wir nun im Jahr zwischen 4-5 Monate in unserem Provence-Haus und freuen uns jedes mal wenn wir wieder in den Süden reisen.
Wir sind angekommen, mehr kann man nicht sagen – doch wir haben neue Freunde gewonnen, so liebenswert zuvorkommend und hilfsbereit wie wir es nie erwartet hätten.Ich glaube aus dem vielen was ich hier geschrieben habe geht sehr gut hervor, warum wir Frankreich und seinen Süden so lieben.
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Der Beitrag von Karl-Heinz Stabel ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken.
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