Hinweis: Dieser Bericht einer Wohnmobilreise wurde geschrieben und mit Bildern versehen von dem Gastautor Peter Hasel.
29.09.2016
Über Arudy und Asasp ging unsere Wohnmobilreise dann wieder Richtung (gemäßigte) Berge, zuerst durch die wunderschöne Schlucht der Gave de Larrau, dann steil hoch zum Ort Larrau. Jetzt sind wir schon im Baskenland, die Ortsschilder und Wegweiser sind zweisprachig. Baskisch ist eine höchst seltsame Sprache, die mit keiner indogermanischen verwandt ist. Man vermutet, dass es ein Relikt ist aus einer Zeit noch bevor sich die indogermanischen Sprachen entwickelt haben. Man schließt das daraus, dass es in baskisch ganz eigene Worte gibt für Werkzeuge die schon in der Steinzeit bekannt gewesen sein müssen!
Es kommt der Col Bagargui, der Col d´Haltza, grobe Richtung nach St. Jean Pied de Port. Wir sind auf der Route de Fromage. Viele Schilder, aber in keinem Hof ist jemand erreichbar.
So ein Käse!!!!!
Die Höhenangaben der Pässe von 1327 und 782 m täuschen über die Wirklichkeit! Es waren wirklich hochalpine Landschaften, schwierige Serpentinenstrecken wie man es so nie erwarten würde!
St. Jean Pied de Port, fand ich nicht besonders interessant da ich kein Pilger bin.
Der offizielle Platz diente aber als dringend erwünschte V+E-Station. Er war voll mit französischer „Weißware“, wirklich gefühlte Hunderte engst zusammengepfercht. Wie kann man bloßJ.?! Auf so einen Platz würde ich noch nicht mal gehen wenn man mir viel Geld dafür gäbe! Aber es ist 17 h und ein Stellplatz muss her.
Die weiterführende Straße Richtung Biarritz läuft zwar schön am Fluß entlang, ist aber zu stark befahren. Im Atlas sehe ich gleich hinter St. Jean ein kleines Sräßchen links abgehend, grün bezeichnet. Dort schauen wir uns um, sehen bald rechterhand den Pic Jarre und finden auch den Weg dort hinauf. In Halbhöhenlage bleiben wir zum Abendessen und Übernachten stehen: 64220 Irouléguy, Chemin du Genie
30.9.2016
Wieder vom Berg herunter und im Tal der Nive gen Biarritz. Lucia war dort als aupair mit ihrer Gastfamilie aus Paris auf Urlaub. Das Haus gab es sogar noch, aber Biarritz hat sich seit dem doch sehr verändert!
Unten am Strand sind (jetzt immer noch) viele Surfer zu Gange, auch viel Surfschulen unterrichten. Womos sind in dieser Gegend nicht erwünscht, werden in der Nachsaison aber offensichtlich geduldet.
Webseite des Touristenbüro Biarritz: https://tourisme.biarritz.fr/
Das war´s mit den Pyrenäen, jetzt beginnt die Heimfahrt!
Wir wollen nochmals durch´s Perigord und Sarlat anschauen, die Auvergne queren und bei den Vulkanen vorbeischauen, evtl. noch in Beaune das Hotel de Dieu?
Bayonne, Dax, Mont-de-Marsan, Ville-Neuf-s-Lot, die Strecke ist relativ langweilig. Bei Damazan ist´s mal wieder Zeit nach einem Ü-Platz zu schauen. Der Wald hier besteht aus lauter kleinen Kiefernsetzlingen. Berg gibt es keinen, aber Wasser: Die Garonne. Kurz vor St. Leger links raus bis Monheurt. Dort in dem kleinen verschlafenen Ort ist anfangs ein großer Trimm-dich- Platz, daneben eine Rampe runter zum Fluß. Entweder ist es die ehemalige Schwemme für das Vieh oder ein Boots-landeplatz. Hier verbringen wir die Nacht in der es stark regnete.
01.10.2016
Morgens gleich Richtung Dordogne-Tal gebraust. Beim uns bisher unbekannten schönen Ort Belves rechts ab ins Tal und zuerst zum Château Les Milandes, dem ehemaligen Wohnsitz von Josephine Baker und ihren 12 Adoptivkindern
Webseite des Château Les Milandes: https://www.milandes.com/
Heute kann man das Schloß mit Erinnerungsstücken an Josephine besichtigen und eine Greifvogelschau anschauen.
Kurz danach kommt Castelnaud de Chapelle mit Burg und toller Aussicht weit über die Dordogne und auf Beyac et Cazenac, und bekannte Sehenswürdigkeit der Region.
Wir queren den Fluß auf einer alten Steinbrücke und biegen kurz danach rechts zu den Gärten Marqueyssac. Auf dem terrassierten Parkplatz übernachten wir und....
02.10.2019
....besuchen gleich morgens die Gärten.
Hier die Webseite der Gärten in Deutsch: https://marqueyssac.com/?lang=de
Unten Blick auf La Roque Gagenac eines der schönsten Dörfer Frankreichs in der Liste "Les plus Beaux Villages de France"
Von dort weiter nach Domme, einer alten Festungsstadt wieder auf die andere Seite hoch über der Dordogne, mit einer Grotte mitten in der Stadt! Domme gehört zu den "Les Plus Beaux Villages".
Webseite der Stadt Domme: http://www.domme.fr/ und Office de Tourisme: http://www.perigordnoir-valleedordogne.com/fr/office-de-tourisme-perigord-noir-sud-dordogne
Und dann gings nach Sarlat-de-Canéda (Hier Bericht zu dem Ort) eine besondere Sehenswürdigkeit in Frankreich.
Beim letzten Besuch konnte man noch hier parken und nächtigen, mitten in der Stadt! Geht jetzt aber nicht mehr.
Der offizielle Wohnmobil-Stellplatz am Friedhof in der Av.-Ch.-de-Gaulle ist unzumutbar laut, schräg und hässlich. Wir suchen (leider) schon relativ spät außerhalb nördlich in den Bergen und folgen einem Wegweiser zu einem Campingplatz. Dort angekommen ist der geschlossen. Davor sind aber ein paar Parkplätze am (vermeintlich) öffentlichen Straßenraum, mit Schildern als Parkplätze für den CP bezeichnet.
03.10.2016
Am Morgen werden wir rüde geweckt von Besitzer des CP der uns sehr unfreundlich auffordert weiter zu fahren da wir auf seinem Privatgelände stehen würden. Und das, obwohl sein Betrieb doch zu ist! Das einzige unerfreuliche Erlebnis sowohl dieser Reise als auch aller bisherigen Frankreich-Touren!
Der anschließende Bummel durch Sarlat entschädigt wieder. Eine wunderschöne Altstadt im Renaissancestil, mit wunderschönen Gebäuden, pittoresken An- und Durchsichten, verwinkelten kleine Passagen, vielen schönen Geschäften und Lokale. Die Stadt soll (angeblich) jährlich ca. 1,5 Mio Besucher anlocken. Zur Zeit sind es bedeutend weniger, die waren scheinbar alle schon vor uns da!
Hinter der ehemaligen Kirche die jetzt eine Markthalle ist essen wir im Restaurant Milandor im Freien zu Mittag. Das Lokal ist deshalb außergewöhnlich weil es innen im Hintergrund noch eine große Grotte mit Quelle hat die früher als Kühlraum für Lebensmittel und Getränke benutzt wurde.
Weitere Beschreibungen mit Links und vielen Bildern von Sarlat-de-Canéda findet Ihr hier: Sarlat-de-Canéda
Weiter geht die Fahrt über Brive, Tulle und La Bourboule in die Auvergne ins Land der Vulkane. Dort nach Mont Dore und zum Puy de Sancy dem mit 1885 m höchsten Berg der Auvergne. Das wirkt schon sehr alpin und es gehen gleich zwei Seilbahnen hoch, rund herum hat es viele Sessellifte und ein paar Ski-Hotels. Alles ruht gerade bis zur Wintersaison. Am riesigen aber leeren terrassierten Parkplatz der Talstation in ca. 1300 m Höhe kann man prima übernachten.
Allerdings brauchten wir dazu schon die Heizung!
04.10.2016
Nachts war´s draußen nur 4° „warm“!
Vormittags weiter über den Col de la Croix St.Robert Richtung Norden zum Puy de Dome. Dort hat sich alles verändert: Das letzte Mal konnte man noch bis an den Gipfel fahren.
Jetzt ist das nicht mehr erlaubt. Man hat für 85 Mio € eine Zahnradbahn gebaut die einen für 12,30 € als Mensch und 3,50 € als Hund hinauf (und wieder runter) transportiert.
Bild links:
Puy de Dome mit Zahnradbahn
Der neue riesige und terrassierte Parkplatz beim ebenfalls riesigen und super gestylten Bahnhof wäre auch ein guter Stellplatz.
Mitten durch Clermont Ferrand und ebenfalls mitten durch die alte Bäderstadt Vichy mit Rundfahrt durch das originale Ambiente aus Klassizismus und Gußeisen- architektur der Belle Epoque weiter Richtung Beaune.
Canal
de Centre
Die anschließende Gegend ist ausgeräumte Agrarlandschaft der Region Champagne-Ardennen, (wozu nach der letzten Regionalreform auch noch das Elsaß und Lothringen zählen!), wellig, endlos und langweilig.
Ab Monceau-les-Mines dann idyllisch immer am Canal Centre entlang. Die Straße dürfte früher wohl der Treidelweg gewesen sein? Anfangs eine ganze Treppe von Schleusen, dann werden die Abstände größer und die liegenden Hausboote mehr.
In St. Leger hinter dem Freizeithafen wäre ein Stellplatz, aber die nahe Straße ist sehr laut. Nach langer Pause dort suchen wir weiter und biegen dazu am nächsten Ort Devenny links ab auf ein schmales Sträßchen. Bald kommt ein Wäldchen und drin ist ein großer Angelweiher etwas tiefer im Gelände liegend.
Runter ans Ufer: Wildenten, Blässhühner und Graureiher, Bingo, passt!
05.10.2016
Weiter gemütlich am Kanal entlang bis der rechts abbiegt zur Saone.
In der ummauerten Altstadt von Beaune einer besonderen Sehenswürdigkeit Frankreichs steht das Hotel de Dieu, ein Kranken- /Siechenhaus aus dem 13. Jhdt., alles original erhalten! Mehr zu Beaune findet Ihr hier: Beaune
Die Route deckt sich jetzt mit der „Route de Grand Cru“, d.h. Weine der besten Lagen! Große Domänen mit prächtigen Häusern dominieren die Landschaft.
In Dijon wieder kleine Stadtrundfahrt und die Repräsentationsbauten bestaunt. Anschließend wieder die endlose und bolzgerade Straße über alle Bodenwellen hinweg. Bis Langres, dort rechts runter, dort ist ein See!
Am verlassenen Wasserski-Zentrum lange Pause und Gassi auf der Uferpromenade. Am ebenfalls verlassenen Badestrand können die Hunde im Sand tollen!. Richtung Nordost kreuzen wir einen weiteren Stausee, den Lac du charme. Auch hier sowie in der leeren weiteren Landschaft ist keine geeignete Stellplatzmöglickeit zu erwarten.
In Clefmont folgen wir spontan dem Wegweiser zum kommunalen Campingplatz Mont Clair. Hoch oben im Ort ist ein schöner Rasenplatz mit Bäumen, V+E, Strom, WC und Dusche, alles in Tip-Top-Zustand vorhanden. 10 €/Nacht für Womo + 2 Personen sind OK, Strom würde weitere 1,50 € kosten.
Die Rezeption ist offen aber nicht besetzt. Außer uns ist nur ein holländisches Paar mit Caravan da.
06.10.2016
Auch am Morgen kommt niemand zum Kassieren. Wir hinterlassen das Geld in einem Briefumschlag in der Rezeption.
Heute ist der letzte Reisetag. Noch 281 Km bis daheim sagt das Navi.
Immer die N4 entlang, an Nancy vorbei über Saverne („Elsässer Zawwere“) und Hagenau sind wir nachmittags wieder heil zurück.
ENDE der Wohnmobilreise
nach 3600 Km
Auslöser für diese Reise war ein Film des WDR in seiner Reihe „Wunderschön“ die über Reiseziele berichtet, hier über die Pyrenäen „vom Atlantik bis zum Mittelmeer“ in einem Wohnmobil.
Weitere Informationen habe ich im Internet recherchiert und dem sehr guten und informativen Buch „Mit dem Womo in die Pyrenäen“ von Herrn Engel im Wohnmobil-Verlag entnommen, wie auch aus dem hervorragend detaillierten Michelin- Straßenatlas von Frankreich.
Inspiration war aber auch das „Pyrenäenbuch“ von Kurt Tucholsky aus dem Jahre 1925. Er beschreibt weniger Reisefakten, eher Begegnungen und Stimmungen in seiner unnachahmlichen spitzfindigen, oft spitzzüngigen und satirischen Weise.
Zum „Phänomen“ Lourdes schreibt er z.B. in seinem Pyrenäenbuch ab Seite 157:
„““Hier soll kein Wort der persönlichen Verunglimpfung Geistlicher stehen. Die Tatsache bleibt bestehen, dass Lourdes Hunderttausenden eine Tröstung und eine Herzstärkung bedeutet. „Aber wenn die Leute ungeheilt zurück kommen - sind sie da nicht sehr enttäuscht?“ frage ich einen Abbé. „Im Gegenteil!“ sagt er. „Es ist auf alle Fälle für sie eine kräftigende Reise.“
Auf der manche sterben. Denn der Transport so schwer Kranker, die zum Teil gegen ausdrücklichen Rat der Ärzte reisen und noch stolz darauf sind, ist anstrengend, qualvoll, trotz allem gefährlich. Von der öffentlichen Hygiene dieser nicht immer sauber zu haltenden Massentransporte gar nicht zu reden. Also Schließung? Es gibt keine Regierung, die das wagen dürfte.
Es ist zu spät.
Und ich will nun den Frommen zum Schluß alles einräumen: dass es wundertätige Heilungen gibt, dass diese Heilungen von einem Wesen ausgehen, das Jungfrau Maria heißt - was beweist das -?
Wunder sind eine Reklame. Wunder beweisen nichts für die Richtigkeit eines ethischen Systems.
Und wenn einer aus Feuerland daherkäme und mir das Abbild seines Gottes zeigte und sagte: „Sieh! Er tut Wunder! Er gibt Regen und Sonnenschein! Er heilt die Kranken und fördert die Gesunden! Er schließt die Wunden und trocknet Tränen, er erweckt Tote und trifft mit dem Blitz das Haupt unserer Feinde! Er ist ein großer Gott!“ - spräche er so, so prüfte ich das Gebäude und die Untermauerung seines Glaubens und seiner Metaphysik, seiner Lehren und seiner Sittengesetze.
Und fände ich dann etwa, dass es eine Religion ist, die gute Lehren von Ihrem Schöpfer auf den Weg bekommen hat, diesen Schöpfer aber verraten hat um irdischer Güter willen, dass sie die Reichen begünstigt und die Armen mit leeren Tröstungen im Elend geduckt hält, fände ich, dass sie die Tiere nicht mit einbezieht in den Kreis des Lebens und dass sie klüger ist als fromm, gerissener als weise, politischer als wahrhaftig, dass sie das gute Heidnische im Menschen tötet und den Verkrüppelten sorgfältig bewacht, dass sie gottlose Fahnen in ihren Tempeln aufhängt und Die segnet, die da töten, und verflucht, die den Staatsmord verhindern wollen - fände ich das alles:
Ich schickte den Mann aus Feuerland zurück und pfiffe auf seine Wunder.“““
Peter Hasel Oktober 2016